Die Stadt Wassenberg damals und heute
Die Stadt Wassenberg wurde 1973 kreiert und setzt sich zusammen aus den ehemaligen Gemeinden Wassenberg und Ophoven im Westen, Effeld im Nordwesten, Birgelen im Norden, Orsbeck im Süden (alle aus dem ehemaligen Selfkantkreis) und Myhl im Osten (aus dem Altkreis Erkelenz).
Die Grenzgemeinde und alte Seidenstadt ( Seiden- und Drahtweberei, Bekleidungswerke, Schuh- und Kartonagenfabrikation ) im nördlichen Kreisgebiet Heinsberg besticht vor allem durch ihre reizvolle, von starken landschaftlichen Kontrasten gekennzeichnete Lage. Sie ist daher auch ein Luftkurort. Im Südwesten grenzt die Stadt an die Rur. Die Rurniederung bietet mit einer Höhe von 32 bis 40 Metern das Bild einer anmoorigen, von Erlen bestandenen Bruchlandschaft, die als Feld und Weideland genutzt wird.
Die Ablagerungen der Rur wurden in den letzten Jahren in starkem Maße durch die Sand- und Kiesbaggerei ausgenutzt.Der dadurch entstandenen Ophovener Seenplatte und dem Effelder Waldsee kommen als Erholungsgebiete immer mehr Bedeutung zu.
Aus der Rurniederung steigt mit 40 – 50m hohem Steilrand die Wassenberger Terrasse an, die durch zahlreiche Nebenbäche der Rur zu schmalen Riedeln zersägt ist, deren Hänge von Eichen-, Birken- und Nadelwäldern bedeckt sind. Auf einem dieser Sporne liegt die Burg Wassenberg, man blickt bis in die Maasniederung hinein und bis auf die südlich der Rur gelegene Geilenkirchener Platte mit der Stadt Heinsberg.
In der populären Bezeichnung lautet der Name für die Riedellandschaft Myhlener Schweiz, nach dem Wassenberger Stadtteil Myhl im Osten. Wassenberg nimmt den Süden des Naturparks Schwalm – Nette ein. Der berühmteste Wassenberger ist der Sämling, eine von hier stammende Pfirsichart.
Sehenswürdigkeiten:
In den Altstadtkern mit Straßenkreuz und dreieckigem Markt war die Burg mit einbezogen. Die Ummauerung mit den Wehrtürmen im Osten und dem Stadttor von 1365 im Westen umfasste den Burgberg nur zu einem Viertel. Von der Burg im Nordosten der Stadt sind noch der Bergfried aus der Zeit um 1420 und Unterburg ( Gaststätte ) erhalten. Am Südfuß des Burgbergs im Osten der Stadt liegt St. Georg. Von der im Januar 1945 weitgehend zerstörten romanischen Kirche blieben nur der mächtige Westturm sowie Fragmente des gotischen Sakramentshauses, Korb und Tür der Kanzel von 1782, einige Engelfiguren, die Darstellung der Ecclesia und das Bruchstück einer romanischen Altarsäule erhalten. Verwendung beim Neubau fand lediglich noch der spätgotische Kirchturm.
Zum Todestag des Jerusalemkönigs Balduin 1118 stiftete Graf Gerhard der Lange von Wassenberg im Ring des Wassenberger Burggeländes eine Chorherrengemeinschaft. Er baute im Bereich des Kollegiatstifts eine Pfeilerbasilika, die nach dem schon 300 Jahre früher von der Ostkirche in Byzanz heiliggesprochenen Drachentöter Georg benannt wurde. Georg wurde seinerzeit von Dichtern und Legendenschreibern als Heiliger im Harnisch und Idealfigur der abendländischen Ritterschaft verehrt. Die evangelische Kirche entstand 1670 aus einem umgebauten Bauernhaus. Eine Anlage mit Gondelweiher und Freibad sind der Stadtmauer im Südwesten vorgelagert, der große Stadtpark im Marienbruch schließt daran an. An seinem Rande liegt die alte flügellose Wingertsmühle mit einem Wildpark.
Baudenkmäler im Umkreis:
In Orsbeck sind in der Martinskirche die Umfassungsmauern einer um das Jahr 1000 entstandenen Saalkirche aus Feldsteinen gemauert und mit Ziegelfriesen verziert, erhalten. Die dreischiffige Ophovener Kirche wurde 1571 von den Zisterzienserinnen, die hier vor 1200 angesiedelt wurden, der Gemeinde überlassen.
Die Wasserburg Haus Effeld mag kurz vor 1500 erbaut worden sein. Sie ist westlich von Effeld zu finden.
Unmittelbar an der Grenze, zwischen Spargelfeldern und Erdbeerplantagen liegt der Effelder Waldsee mit Wassersportmöglichkeiten ( Segeln, Angeln, Baden ) und das Seerestaurant ( eigene Forellenzucht ) Im Südwesten von Effeld liegt die Wasserburg Haus Neuerburg. Sie kam 1549 an die von Hochkirchen und wurde, 1692 verpfändet, zur Jülicher Unterherrschaft.
Bei Wanderungen nordwestlich von Effeld begegnet man im Wald Hügelgräbern ( der niederrheinischen Kultur um 500 v. Chr. zugehörig ) und einer Landwehr ( nahe der Bundesgrenze )
Hat Haus Effeld einen Mittelturm mit Glockenhaube, so wird Schloß Elsum ( aus dem 12. Jahrhundert ) in gut gepflegter Anlage, westlich von Birgelen von eigenartig “übereck stehenden eckigen Ecktürmchen” mit Spitzdach flankiert. Es geht auf einen 1280 erwähnten Hof zurück, 1440 war Wilhelm von Vlodrop, Erbvogt von Roermond ( Rurmünde ) im Besitz der Burg. Der Name Vlodrop taucht jenseits der Grenze als Ortsname wieder auf.
Am Fuß des östlich von Birgelen gelegenen Pützchensbergs steht die Marienkapelle. Hier bestand die älteste Taufkirche der Gegend, an deren Stelle die Marienkapelle erbaut wurde; in ihr tritt die Quelle des Birgeler Pützchens zutage. Das Kapellchen ist ein beliebter Wallfahrtsort. Die Birgeler Pfarrkirche ersetzt seit 1827 einen älteren Bau.
Östlich von Wassenberg gegen Myhl wurden früher die weißen Sande, die den Ton überlagerten, gewonnwn und als Fegsand vertrieben. Von hierher haben die Bewohner von Myhl ihren Spitznamen “Myhler Sandhasen”.
Südlich von Myhl liegt auf der Grenze nach Hückelhoven eine “Motte”, das heißt ein mittelalterlicher Burgwall, dessen Geschichte noch ungeklärt ist.
Titelbild: Von dzidek, CC BY 3.0, Link
Quellen:
Niederrhein von Manfred Veit
Kirchen und Klöster am Niederrhein von Karl Emmerich Kramer
Die Burg Wassenberg von Jacob Broich